Unbenanntes Dokument
|
<<zurück
| Home |
Inhalt |
weiter>>
Training
Nr. 42 Überlegungen zum Positionsspiel
Der Stellenwert und die praktische Anwendung des Positions-Spiels
(PoS) sind äußerst umstritten.
Jeder redet davon, wenn es um die Verbesserung der Spielstärke
geht, aber gewöhnlich fehlt es an präzisen Hinweisen für
den einzelnen Spieler.
In der Einleitung zum Abschnitt Angriff und Verteidi-gung sowie
zum Kapitel Positionsspiel I im HdB II habe ich mich ausführlich
zu diesem Thema geäußert und meine persönliche Meinung
dargestellt (natürlich kann ein jeder völlig andere Ansichten
vertreten). Im folgenden möchte ich, in Frage- und Antwort-Form,
eine Zusammenfassung bringen, ergänzt um einige zusätzliche
Aspekte.
Ab welcher Spielstärke soll man sich mit dem Spiel
auf Stellung befassen?
Im allgemeinen wird die Auffassung vertreten, das mache erst ab
GD 0.7 bis 0.8 Sinn. Meines Erachtens ist es aber besser, man beginnt
mit den einfachen Lösungen (Familienstöße) bereits
von Anfang an, ähnlich wie man es bei der freien Partie ja
auch tut. Bei vielen Dessins, z. B. allen hinterher gespielten Quarten,
bietet sich das im Zusammenhang mit der sowieso notwendigen Diskussion
der Konterausschal-tung zwanglos an.
Wann sollte man Positions-Überlegungen anstellen?
Man muss sich schon ziemlich sicher sein, den Punkt zu
machen, bevor man im Verlauf einer Turnier-Partie überhaupt
an Fortsetzung denkt.
Andererseits sollte man auch wirklich jedes Mal,
wenn der Ball gut machbar ist, die mögliche Folgestellung mit
berücksichtigen. Hier kommt natürlich die individuelle
Spielstärke zum Tragen, d. h. die Quote, mit welcher bestimmte
Dessins gelöst werden. Andererseits ist die Spielstärke
auch wiederum dafür bestimmend, wie die angestrebte Fortsetzung
beschaffen sein sollte: Schwache Spieler benötigen eine gute
Fortsetzung, stärkere dürfen oft damit zufrieden sein,
dass der Ball irgendwie machbar ist.
Beides, Abwehr und Position, zusammen bewirken?
Das ist natürlich ideal, sofern möglich.
Aber — allein der Gedanke an Abwehr kann
sich im Unterbewusstsein bereits als hinderlich für das Karambolieren
erweisen: “Na, wenn der vorbeigeht, ist es ja nicht so schlimm”
– und dann gibt man sich nicht richtig Mühe. Besser wäre
es dann, sozusagen alle Brücken hinter sich abzubrechen —
außerdem sind zusätzlich anzustellende Abwehrüberlegungen
aus sich heraus bereits hinderlich.
Umgekehrt kann aber der Zwang, den Ball machen zu müssen,
bei sensiblen Spielern auch Verspannung und Angst bewirken.
Derartige psychologische Phänomene sind in den meisten Fällen
ambivalent. Prüfen Sie bei sich selbst, was für Sie persönlich
eher zutrifft und entscheiden Sie sich entsprechend.
Was als erstes lernen?
Stets langsam zu B 3 zu spielen (20 bis 30 cm Abstand).
Wie soll man das Aufbautraining gestalten?
Maßgebend sind, nach wie vor, die Vingerhoedt-Familienstöße.
Ganz wichtig ist es aber, sich nicht nur die anzustrebende Endposition
von Ball 2 zu merken sondern – vorab und während
des Laufs der Bälle – von B 2 die genaue Lauflinie
mit allen Banden-berührungspunkten, und sein Tempo (!), zu
verinner-lichen und nach dem Abstoß tatsächlich auch
anzuschauen — im Training selbstverständlich. Nur auf
diese Weise werden Sie allmählich das Gefühl entwickeln,
die Bälle zu beherrschen (was außerdem für die Konterausschaltung
wichtig ist).
Mit den allgemeinen Prinzipien von Vingerhoedt und Robin
sollten Sie sich als nächstes befassen.
Hier ist besonders die Zentralisierung aller 3 Bälle zu erwähnen.
Ein weiterer Gesichtspunkt, wenn man kein spezifisches Fortsetzungsdessin
zur Verfügung hat, ist das Heranspielen an die Viertel- oder
Drittellinie.
Dadurch wird oft die Möglichkeit für den "kleinen
Rundball" eröffnet, der am besten geeignet ist, "geführte
Serien" zu spielen (B 2 sehr dünn und so fast
stehen lassen; B 2 über 3 Banden schicken; gelängter Rundball
zur anderen Seite etc.)
Quartbälle sind da schon etwas kritischer. Dennoch gelingt
es auch hier oft, 3 oder 4 von ihnen aneinander zu reihen (wenn
nötig unter Einfügung eines langen Rundballs).
Wie viele Fortsetzungsdessins sollte man kennen und spielen —
alle 535 von Robin?
Sicher nicht! Bei vielen von ihnen kann man froh sein, den Punkt
überhaupt zu machen; viele haben sich aus Turniersituationen
so ergeben, ohne dass bewusst auf Position gespielt wurde. Andererseits
wird einem hier klar, was von einem Spitzenspieler erwartet wird.
Die Vermeidung ungünstiger Nachfolgestellungen
ist demgegenüber viel wichtiger. Näheres dazu im HdB
II, Positionsspiel II.
Der häufigere Gebrauch von Übertempo scheint
besonders modern zu sein. Auch früher gab es bereits Spieler
(z. B. W. Schmitz, die Dreibandhoffnung der 60er Jahre), die mit
solchem "Kegelbillard" erstaun-liche Serien spielten.
Ich persönlich würde davon eher abraten — jedenfalls
dem noch Lernenden, denn man bewirkt damit das genaue Gegenteil
von dem, was eigentlich gelernt werden soll. Mir will auch nicht
einleuchten, wie ein Abstand von mehr als 1 m zwischen Spielball
und B 3 eine (nur statistisch?) voraussagbar günstige Stellung
ermöglichen soll, da man ja auch nicht garantieren kann, B
3 voll, dünn, rechts oder links zu treffen.
Übertempo kann aber doch angebracht sein:
Zur Vermeidung von Krücken (Positionsspiel II) — Zum
Lösen von in der Ecke oder an der Bande festgeklemmten Bällen
— In bestimmten anderen Fällen (s. HdB II).
Hier
können sie sich diese Seite als PDF-Dokument herunterladen.
Auf das Bild klicken
|
Unbenanntes Dokument
|