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Training
Nr. 64 Psychologie - Praktische Umsetzung
(VI)
O Besondere Situationen
Hier geht es darum, vorweg zu wissen, was einem so alles blühen
kann – sich im Ernstfall daran zu erinnern – und dann
entsprechend zu reagieren. Die erwünschte Reaktion besteht
in den meisten Fällen in etwas ganz und gar Unspektakulärem
– gemäß
Regel 1: Ruhig und entspannt bleiben.
Andererseits aber auch stets sorgfältig vorbereiten und abstoßen!
Da wir gerade schon einmal dabei sind, wollen wir auch die restlichen
Prinzipien nennen, auf die hin Sie sich zwischen- durch einmal kontrollieren
sollten.
Regel 2: Schädliche Emotionen abschalten (Taf. 63)
Regel 3: Ins eigene Spiel versenken (Flowerlebnis).
Regel 4: Gewinnen-Wollen
Letzteres zeigt sich vor allem an drei kritischen Stellen.
Zu Beginn der Partie dürfen Sie sich auch
gegen einen superstarken Gegner nie von vornherein verloren geben,
sondern ganz nomal spielen und sehen, was läuft.
Andererseits bringt es den meisten aber auch nichts, sich fest vorzunehmen
"den mache ich heute fertig" , denn wenn's dann
nicht läuft, sind Sie doppelt frustiert. Man kann sich nicht
vorher befehlen: "Heute werde ich gut spielen".
Wenn Sie einen Durchhänger haben, egal ob
an Anfang, in der Mitte oder am Schluss: Regel 1 beherzigen, durch-halten
und den Glauben an die Möglichkeit des Gewinns bis zum Schluss
nie aufgeben. Als Spieler mit höherem Durchschnitt sind Sie
doch jederzeit in der Lage, auch einen größeren Rückstand
in wenigen Aufnahmen wett-zumachen.
Wenn Sie am Drücker sind und die Chance zum
Sieg, auch gegen einen wesentlich stärkeren Gegner, da ist:
Verschenken Sie nicht leichtfertig Ihr Glück, sondern neh-men
Sie Ihr Herz in beide Hände und machen Sie den Sack zu: "Jetzt
ist er fällig."
Ob Sie dabei für den Rest der Partie auf konsequente Ver-teidigung
setzen wollen oder sich umgekehrt sagen: "Bisher lief's
mit aggressivem Spiel so gut, warum sollte ich daran etwas ändern"
- das ist primär eine Charakterfrage, und schlau werden Sie
immer erst hinterher, wenn's nämlich geklappt hat, oder eben
nicht.
Eines möchte ich Ihnen für diesen Fall aber doch raten:
Auf keinen Fall unnötige Risiken einzugehen.
Spielstärke des Gegners
Ängstliche Naturen (siehe die vorige Seite) finden immer ein
Haar in der Suppe. Bei stärkerem Gegner: "Gegen den
kann ich ja sowieso nicht gewinnen." Falls in etwa gleichstark:
"Das wird ein Kampf bis aufs Messer – dem bin ich bestimmt
nicht gewachsen."
Gegen schwächere Spieler: "Da kann ich mich doch sowieso
nur blamieren, wenn's mal wieder nicht klappt."
Abhilfe: Entsprechend der Hauptregel.
Für normal Veranlagte:
Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Sie gegen einen deutlich
stärkeren Partner wesentlich schlechter spie-len als
Ihrem sonstigen GD entspricht. Das muss nicht nur psychologische
Gründe haben, sondern liegt oft allein in der Natur der Sache:
Ihr Partner spielt seine Serien zu Ende und hinterlässt dann
regelmäßig Murks. Stellungen, bei denen er u. U. Gefahr
liefe, Ihnen was Gutes zu hinter-lassen, werden von ihm mit viel
größerer Sicherheit gelöst als Sie das tun. M.a.W.
der Unterschied zwischen Ihnen beiden potenziert sich.
Wenn Sie sich nun darauf verlegen, nur auf Abwehr zu spielen, stellt
sich meist heraus, dass der andere auch hier besser beschlagen ist;
die Zahl der Aufhnahmen wächst zwar, aber das Endergebnis bleibt
das Gleiche.
Wenn's so läuft, kann man halt wenig machen. Aber das muss
ja nicht immer so sein. Nach der Statistik haben Sie, wenn der Spielstärkenunterschied
nicht allzu groß und die Partie nicht allzu lang ist, durchaus
Ihre Chancen.
Also: "Business as usual" und "Schaun
mer mal."
Es ist immer wieder das Gleiche: Verhalten Sie sich absolut normal.
Sie sollen das spielen, was Sie können, aber das tun Sie dann
bitte auch.
Gegen stärkere Spieler sollte man vor allem eins nicht tun:
Sich selbst klein machen ("Selbstvertrauen" –
siehe auch oben "Gewinnenwollen").
Ein E-Mail-Partner stellte mir kürzlich seine Situation im
Spiel gegen Top-10-Gegner so dar: "Wenn ich die Partie gewinnen
muss, um weiterzukommen, bin ich gehemmt, sobald ich an den Tisch
muss. Während ich mich sonst auf jeden Stoß freue und
denke 'wie schön, dass ich Billard spielen darf'
habe ich hier nur noch das Gefühl 'ach, jetzt muss
ich dran'."
Wenn sie an den Tisch gehen, sind Sie die Hauptperson, verstecken
Sie sich nicht! Lassen Sie sich Zeit! Bereiten Sie sich sorgfältig
vor und stoßen Sie erst dann ab, wenn Sie "sicher"
sind.
Seien Sie sich Ihres Wertes voll bewusst, den Sie als Indi-viduum,
auch im billardsportlichen Bereich, in jedem Fall mitbringen. Über
den Wert der Beteiligten als Menschen sagt ein Partie-Ergebnis nun
schon einmal gar nichts aus! Und wenn's denn überhaupt nicht
klappen will: Man muss auch mit Anstand verlieren können.
Wenn Sie dagegen bereits psychologische Probleme mit gleich
starken oder gar schwächeren Gegnern
haben:
Zurück auf Tafel 63.
Weitere Einzelheiten
Nicht ablenken lassen. Einen ausgepsrochen dummen
Fehler begehen Sie, wenn Sie aus irgendwelchen Anlässen witzige
Bermerkungen machen, sich mit Zuschauern unter- halten o. ä.
Angst vor der eingene Courage. Aufstrebende
Spieler erleben nicht selten, dass sie zwei Drittel einer Partie
sehr gut, sagen wir das Doppelte ihres GD spielen, dann aber fast
regelmäßig stark einbrechen.
Dazu folgendes:
Der Einbruch liegt meist nicht an Ihnen, sondern daran, dass nach
dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit irgendwann eine Phase kommen muss,
wo es für Sie nicht so gut läuft. Andererseits muss man
sich an die "Höhenluft" tatsächlich erst gewöhnen,
das braucht seine Zeit. Es hilft auch gar nichts, verbissen die
1.8 D o. ä. unbedingt bis zum Schluss durchhalten zu
wollen – spielen Sie normal weiter, nicht ängstlich,
nicht euphorisch:
"Wat kütt, dat kütt."
Ähnlich ist es bei der Gesamtentwicklung. Nach einer Phase
sehr guter Partien und Turniere kommen unerklär-liche Rückschläge.
Auch hier ist es oft so, als ob Sie sich den höheren Level
sozusagen erst noch ein zweites Mal verdienen müssten. Also
keine Panik!
Es gäbe noch viel zu sagen, aber um Wiederholungen
zu vermeiden, möchte ich Sie bitten, sich auf die Tafeln 17,
18, 31, 46 dieser Website zu bemühen.
Weitergehende Informationen finden Sie im Handbuch des Dreibandspiels,
Bd. 2, in den Kapiteln: Training, Sport-psychologie, Mentale Einzelfragen.
Dort habe ich auch zur "psychologischen Kriegführung"
Stellung genommen.
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